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"Die Einlage (weiblich) sagt dem Fuß (männlich), was er tun soll.";)

Originalzitat von Michael Wegschaider, orthopädischer Schuhmacher in Baden.

Bei Problemen mit Füßen stößt man unweigerlich immer wieder auf das Thema "Einlagen".

 

Besonders Positives wurde mir von den "Jurtin" Einlagen berichtet, eine relativ neue Einlagenversorgung.

Was zeichnet eine "Jurtin" Einlage aus?

 

"Unsere Einlage wird im Gegensatz zu herkömmlichen Einlagen direkt am unbelasteten Fuß anmodelliert. Der geschulte Jurtin Techniker arbeitet mit beiden Händen am Fuß und bringt die Ferse in ihre ursprüngliche Form zurück.

Die Einlage wird am korrigierten Fuß mittels Vakuumtechnik angepasst.

Die Ferse wird wieder aufgerichtet und in dieser geraden Position gehalten.

Dies verschafft dem ganzen Körper eine stabile Haltung verbunden mit erhöhtem Gehkomfort, optimierter Stoßdämpfung und mehr Wohlbefinden."

 

So steht es im Prospekt, das will ich mir genauer ansehen:

 

Herr Wegschaider stand mir nicht nur für ein super interessantes Interview zur Verfügung, sondern ich konnte live an mir erleben, wie die Füße vermessen, die Einlagen angepasst und angefertigt werden. Herzlichen Dank dafür!!

 

Aufgeregt und gespannt betrete ich Montag Früh im Zentrum von Baden das Orthopädiefachgeschäft von Michael Wegschaider:

M: Lieber Herr Wegschaider. Wer sind die Personen, die zu Ihnen kommen?

 

W: Meist sind es Personen mit Fußfehlstellungen -  mit und ohne Schmerzen - aber auch mit Beinachsenabweichungen.

Es kommt auch vor, dass jemand ohne Probleme kommt, seine Füße analysieren lassen und einfach vorbeugend etwas tun möchte.

 

M: Gibt es eigentlich den "perfekten Fuß"?

 

W: Ca. 1x/Jahr kommt ein "Einhorn" zu mir, so nenne ich einen Fuß, der wie aus dem anatomischen Lehrbuch aussieht.

Deshalb "Einhorn", weil er so selten vorkommt;). Ich sage immer: "Jeder Fuß hat seinen eigenen Vogel. Es ist die Kunst herauszufinden, welchen Vogel."

 

M: Ab welchem Alter kann man Kinder mit Einlagen versorgen?

 

W: Ab 8 Jahren (in Ausnahmefällen ab 6 Jahren).

 

M: Wie lange sollten die Einlagen getragen werden?

 

W: Bis die Füße ausgewachsen sind: Bei Mädchen ca. 16 Jahre, bei Burschen 19 - 20 Jahre.

 

M: Um einen Erfolg zu merken, reicht es aus, wenn ich die Schuhe zum Sport anziehe?

 

W: Eigentlich sollten die Einlagen 6 - 8 Stunden am Tag getragen werden.

Nach ca. 6 Wochen spürt man eine erste Reaktion.

 

M: Was ist für Sie ein "perfekter Schuh"?

 

W: Ein guter Schuh ist die Voraussetzung für eine gute Einlagenversorgung.

  • Stabile Ferse
  • Ein Schuh sollte unterhalb des Sprunggelenkes nicht biegbar sein. Die meisten Schuhe sind hier zu weich.
  • Im Vorfuß-/Zehenbereich muss der Schuh elastisch sein.
  • Zehenfreiheit: Genug Zehenfreiheit heißt in der Breite (Achtung auch Socken können zu eng sein) und in der Länge: Im belasteten Zustand soll mindesten eine Daumenbreite vor den Zehen Platz sein.

M: Welche Arten von Einlagen gibt es und was ist der Unterschied?

 

W:

  • Klassische Einlagen: bei Füßen, die nicht "therapiebar" sind. Das ist eine reine Ab/Unterstützung der Füße. Hier wird wenig Eigenaktivität gefördert und zugelassen.
  • Podologische Einlagen: Pads sollen Muskeln animieren mehr zu tun. Nachteil: Der Fuß gewöhnt sich daran. Ich hatte persönlich damit nicht so gute Erfahrungen und Erfolge.
  • Jurtin Einlagen: Kein Stützen, sondern primär Korrigieren und anschließendes Anregen der Eigenaktivität der Muskulatur. Nach dem Prinzip der Spiraldynamik. Die Einlagen werden schuh-, und fußspezifisch angepasst. An die Schuhe, die man am meisten trägt. Auch bei Schuhen mit kleinen Absätzen möglich. Die Füße müssen mitarbeiten und lernen: "Memory-Effekt".

Interessante Zwischeninformation:

Welche Fußform hast Du?

 

"Germanischer oder Quadratfuß": alle Zehen sind gleich lang.

"Griechischer Fuß": 2.und 3. Zehe sind etwas länger.

"Ägyptischer Fuß": Große Zehe ist am längsten.

 

M: Reichen Einlagen aus oder würden Sie zusätzlich Übungen empfehlen?

 

W: Ich empfehle immer zusätzlich zuerst Muskelspannungen abzubauen (Massagen, Lockerungsübungen, Faszientechniken etc.), dann Mobilität verbessern (Dehnungsübungen) und dann Aktivität fördern (Funktionelles Training). Gezielte Physiotherapie kann begleitend sehr hilfreich sein.


So, und jetzt bekomme ich meine Einlagen:)!

 Scan meiner Füße: Auch meine Füße sind kein "Einhorn";).

Dann gehts auf den "Folterstuhl" oder Thron":

Genaue Fuß- und Haltungsanalyse von allen Seiten:

  • Einseitige Belastung,
  • Beinachse
  • Fußstellung
  • Quer-, Längsgewölbe
  • Beinlängendifferenzen (funktionell, anatomisch)
  • Beckenschiefstand (funktionell, anatomisch)
  • Wirbelsäule bis hinauf zu den Schultern und Kopf
  • Schwerpunkt und Achsenbelastung wird analysiert.

Funktionstests:

  • Gibt es Einschränkungen der Beweglichkeit im oberen/unteren Sprunggelenk.
  • Zehenbeweglichkeit
  • Hallux valgus oder rigidus (Bewegungseinschränkung im Großzehengrundgelenk)
  • Muskeltests (insbesondere M. tibialis post.: macht Supination und baut Fußgewölbe auf und M. fibularis longus: ist für Pronation/Verschraubung zuständig)

Leider waren meine Schuhe unbrauchbar. Die einen hatten eine zu weiche Ferse, die anderen waren in der Sohle zu biegsam.

Nun werden die passenden Rohlinge geholt und bei 120 Grad erhitzt, damit das Material formbar wird

Zur Auswahl gibt es 9 verschiedene Grundmodelle, je nach Bedarf.

Die werden zusammengeklebt, mit Vakuum an meine unbelasteten Füße angeformt und die Stellung des Fußes leicht korrigiert:

Fertig sind die Einlagen:)!

Fühlen sich gemeinsam mit den Schuhen auf den ersten Eindruck sehr gut an:

  • Mehr Festigkeit
  • Der linke Fuß wird besser geführt.

Bin gespannt, wie es weitergeht!!

 

Herzlichen Dank!!

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Kommentare: 2
  • #1

    Mutti (Dienstag, 22 November 2022 19:28)

    Wir müssen diese Technik das nächste Mal besprechen.Liebe Grüße

  • #2

    Isabella (Dienstag, 29 November 2022 11:11)

    Ich trage wegen meiner Senk- Spreizfüße seit Jahren klassische Einlagen mit einer kleinen Ausnehmung im Fersenbereich aufgrund eines vor Jahren diagnostizieren Fersensporns, der mir aber nun schon lange keine Beschwerden mehr verursacht. Ich komme gut mit diesen unterstützenden Einlagen zurecht und kann dank ihnen auch stundenlange Wanderungen unternehmen.