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15 spannende Fakten zum Kniegelenk.

1) Babies haben bei der Geburt keine Kniescheiben:

 

Der Knorpel wird erst bis zum 6. Lebensmonat verknöchern.

Streng genommen ist die Kniescheibe kein Knochen, sondern ein Sesambein in ein Band eingefügt.


2) Frauen sind das schwache Kniegeschlecht:

 

Nun ist wissenschaftlich bewiesen, was in der Praxis bekannt war.

 

Rund um den Eisprung oder auch aufgrund von Hormonschwankungen verändert sich das Gewebe und wird weicher (Schuld daran sind Östrogenrezeptoren in den Bändern).

Dadurch sind auch die Kniegelenke in dieser Phase instabiler.

Dazu kommt eine häufige X-Stellung der Beinachse. (Die Hüftgelenke liegen etwas weiter auseinander als bei Männern: Geburtskanal.)

 

Vermutung meinerseits, der ich im Laufe meiner Recherchen auf den Grund gehen möchte:

Hat das "Plica-Syndrom" (Entzündung einer Schleimhautfalte, meistens im inneren Bereich des Knies), das ich häufig bei jungen, sportlichen Frauen gesehen habe, damit zu tun?


3) Die Kniescheibe bringt 40% Kraftersparnis:

 

Der Zug des Oberschenkelmuskels (Quadrizeps) wird durch die Kniescheibe weiter vom Drehpunkt entfernt.


4) Das Kniegelenk ist unser größtes Gelenk und ein Dreh-, Schaniergelenk:

 

Die Gelenkspartner: Oberschenkelknochen, Kniescheibe und Schienbein sind so inkongruent, dass sie Menisken als Stoßdämpfer brauchen.

Die Beugung und Streckung setzt sich aus einer Roll-, und Gleitbewegung zusammen.

Das vergrößert die Bewegungsmöglichkeit in die Beugung.


5) Das Innenband ist mit dem Innenmeniskus verwachsen:

 

Das Außenband nicht: Deshalb sind die meisten Verletzungen eine "Unglückliche Trias": Innenband, Innenmeniskus und vorderes Kreuzband.


6) Das "Lombards Paradoxon":

 

Der US-Physiologe Lombard hat 1903 an Froschschenkelversuchen herausgefunden, dass die Kniebeuger an der Beinrückseite zu 50-80% an der Kniestreckung beteiligt sind.

Folge: Schwache Kniebeuger können auch Knieprobleme verursachen!

Eine gut ausbalancierte Muskeltätigkeit mit einem gut zentrierten Knie ist Voraussetzung, um Knieprobleme zu vermeiden.


7) 8 Zentimeter Gleitweg:

 

Eine gut zentrierte Kniescheibe (Patella) hat beim durchschnittlichen Erwachsenen einen Gleitweg von 8 cm zwischen voller Beugung und Streckung.

Zieht der Streckmuskel (Quadrizeps: 4-köpfig) in eine Richtung verstärkt, führt das zu Abnützungen des Knorpels der Kniescheibe.


8) Beim Laufen und Klettern belasten wir unser Kniegelenk mit dem 9-11fachen Körpergewicht!

 

Beim schnellen Gehen mit dem 3-4fachen und beim Bergabgehen mit dem 8fachen Körpergewicht.


9) Das Knie kann nicht alleine betrachtet werden:

 

Viele Muskeln sind zweigelenkig, also "betreuen" nicht nur das Kniegelenk. 

Auch eine Abweichung der Beinachse kann Probleme verursachen

Somit muss man bei Schmerzen immer von unten nach oben und von oben nach unten blicken!!


10) Das Knie ist in der Streckung durch die Bänder geschützt:

 

In Beugung sind die Bänder lockerer, deshalb ist eine Drehbewegung des Unterschenkels im Knie nur bei gebeugtem Knie möglich.

Aber auch die Verletzungsmöglichkeit ist in Beugung größer, zum Beispiel beim Schifahren!!


11) Bis zu 290ml Volumen hat die Gelenkskapsel:

 

Schon eine geringgradig vermehrte  Flüssigkeitsansammlung aufgrund von Entzündungen führt zu Schmerzen.

Die Funktionen der Gelenkskapsel sind:

  • Produktion der Gelenksflüssigkeit 2-4ml; klar, leicht gelblich; Konsistenz wie Eiklar; hoher Zuckergehalt (66mg/100ml); wichtiger Bestandteil ist Hyaluronsäure: bindet viel Wasser und bestimmt die Fließeigenschaft. Wird bei längerer Immobilisation weniger gebildet.
  • Propriozeption: Begrenzung und Kontrolle der Bewegung und der Beweglichkeit.
  • Durchzogen von Blut-, und Lymphgefäßen.

12) Die Menisci bestehen zu ca. 70% aus Wasser:

  • Durchblutung und Innervation nur im äußeren 1/3. (ab dem 2. Lebensjahrzehnt. Davor vollständige Durchblutung).
  • Ab dem 2. Lebensjahrzehnt erfolgt die Nährstoffversorgung über Druck und Zug.

13) Die dickste Knorpelschicht des Körpers ist 7mm und befindet sich hinter der Kniescheibe:

  • Hoher Wasseranteil des Gelenksknorpels, bis 80% der Trockenmasse.
  • Überzieht die Knochenflächen, die belastet werden.
  • Ernährung durch Druck und Zug.

14) Beweglichkeit eines "gesunden" Knies:

  • passive Beugung: bis 160°
  • Streckung: max. 5-10°
  • Innen-/Außenrotation: 30°/40°, nur bei gebeugtem Knie möglich. in Streckung verhindern die Seitenbänder eine Rotation.
  • Eine gewisse X-Stellung des Knies ist normal, bei Frauen mehr als bei Männern, da die Hüftgelenke anatomisch weiter auseinander stehen als die Kniegelenke.

15) Nicht der Knorpel kann Schmerzen auslösen:

 

Der Knorpel ist nicht innerviert!

Schmerzen kommen vom Knochen und/oder der Gelenkskapsel.



Quellen:

Das Knie: Diagnostik, Therapie, Rehabilitation; Schaubs, Bosina

Schmerz beiseite; Roman Pallesitz

Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter; Roland Liebscher-Bracht.

Rheumaliga Schweiz

 

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