Verlust muss nicht nur den Tod eines nahen Angehörigen bedeuten:
Auch eine Scheidung, Trennung, Auszug der Kinder, Orts-, und Berufswechsel können ein Gefühl der Trauer hervorrufen.
Das „Loslassen-Können“ spielt hier eine große Rolle.
Wissen um die Trauerphasen sind hier hilfreich:
4 Phasen der Trauer (nach H. Petzoid)
1. Schock und Verleugnung:
Vor allem bei plötzlichen Ereignissen.
Dauert nur sehr kurze Zeit. Betroffene sind unfähig irgendwelche Entscheidungen zu treffen.
Emotionslose Reaktion, wie in einem "Schockzustand".
2. Kontrolle:
Dauert meist bis nach dem Begräbnis.
Man muss funktionieren.
Die tatsächliche Trauer kommt erst später.
3. Turbulenz:
Dauert ca. 1-3 Jahre, früher nannte man es das „Trauerjahr“.
Man fragt nach dem „Warum?“, bricht in Verzweiflung aus, auch Wut kann hochkommen. Es kann auch zum totalen Rückzug kommen. Einsamkeit und Isolation, besonders schwierig bei plötzlichen Verlusten. (Pathologische Trauer, wenn es länger dauert. Hier wäre es ratsam sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu holen.)
4. Akzeptanz und Neuorientierung:
Eine Neuorientierung kann nur vom Trauernden selbst kommen.
Chance für eine neue Lebensgestaltung muss wahrgenommen werden.
Begleitung von Trauernden/Was kann ich tun?:
- Kontakt halten! Regelmäßige Telefonanrufe.
- Nicht aufdrängen.
- Trauer erlauben und ermöglichen, aktiv zuhören/Gefühle ansprechen.
- Aushalten von Schweigephasen.
- Zum Weinen ermutigen, mitweinen erlaubt!
- Ermutige, die Gefühle nieder zu schreiben.
- In den Arm nehmen.
- Hilfe in jeder Form anbieten.
- Akzeptanz der Gefühle!
- Gemeinsame Aktivitäten planen.
- In der Kommunikation ehrlich sein.
- Begleitung zum Friedhof.
- Hilfe bei der Grabgestaltung.
- Behördenwege abnehmen.
Es gibt den feinen Unterschied zwischen:
Mitleid – Mitgefühl
- Abgrenzung
- Gespräche
- Selbstfürsorge: Sehr individuell, Sport, backen, sich Gutes tun. Regelmäßig.
- Rituale:
- Hände waschen, umziehen, lüften.
- Beruf und Privatleben trennen.
- Im Privaten von „Energie-Vampiren“ trennen.
Trauer muss auf jeden Fall zugelassen werden und ist kein Zeichen von Schwäche.
Unaufgearbeitete Trauer kann zu Depressionen führen.
Ein toller Film über den Umgang mit Trauer und Trauernden:
"Laufen".
Noch bis zum 13.04.2024 zu sehen.
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Waltraud (Sonntag, 03 November 2024 09:27)
Dein Beitrag erinnert mich sehr an meine Zeit der Trauer. Da mein Mann Gerhard extrem pflegebedürftig war und ca.9 Monate vor seinem Tod der Spezialist für ALS gemeint hatte : " Die Atmung und der Allgemeinzustand ist so schlecht, dass von nun an jeden Tag mit seinem Tod zu rechnen ist. Natürlich kann es auch noch etwas dauern - eine exakte Vorhersage gibt es nicht." Somit habe ich schon vorab Trauerarbeit geleistet und jeden Tag ein wenig mehr Abschied genommen - war auch psychisch sehr belastend. Das verkürzte etwas mein sogenanntes " Trauerjahr". Die Frage nach dem " Warum" habe ich mir nur ganz am Anfang gestellt - es gab keine Antwort darauf. So habe ich dem Warum und was wäre wenn-Denken keinen Platz mehr eingeräumt. Tagtäglich habe versucht meine Hand, die nicht loslassen will, ein wenig mehr zu öffnen und schließlich zu denken:" Ich lasse dich los, gehe in Frieden.Ich werde dich in Liebe bewahren." Es gibt keinen Weg vorbei an Trauer und Schmerz. Diese Gefühle anzunehmen und ihnen Zeit zu lassen ist für jeden einzelnen von uns individuell. Es geht darum für sich den richtigen Weg aus diesem Trauerlabyrinth zu finden und das Unabwendbare zu akzeptieren : Manchmal ist der Weg länger und steinig , manchmal geht er geradeaus und ist kürzer.
Mimi (Sonntag, 03 November 2024 14:05)
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