Der Begriff "Demenz" leitet sich von lateinisch "demens" ab: unvernünftig‘ (ohne ‚Verstand‘, ‚Denkkraft’ oder ‚Besonnenheit‘) und kann mit ‚Nachlassen der Verstandeskraft’ übersetzt werden.
1) Was ist noch "normal"?
Hin und wieder etwas zu vergessen ist völlig in der Norm und kein Grund zur Sorge.
Manchmal ist man einfach unkonzentriert, überfordert, müde und kann sich nicht an einen Namen erinnern...und plötzlich, wenn man nicht mehr daran denkt, ist der Name wieder da.
Eine vorübergehende verminderte Leistungsfähigkeit des Gehirns kann auch durch eine Belastungssituation oder emotionale Krise hervorgerufen werden oder als Begleitung einer anderen Erkrankung auftreten.
2) Typische Merkmale von Demenz:
- Nachlassen des Gedächtnisses: Man vergisst häufiger und erinnert sich nicht mehr. Stellt immer die gleichen Fragen (obwohl man die Antwort schon gehört hat).
- Beeinträchtigung geistiger Funktionen: z.B. Sprache, Denkvermögen, Urteilsfähigkeit, örtliche und zeitliche Orientierung, Aufmerksamkeit, Konzentration, räumlich-konstruktive Leistung und Abrufleistung. Bei bestimmten Demenzformen (z.B.Parkinson-Demenz) ist auch die Motorik betroffen.
- Beeinträchtigung bei Alltagsaktivitäten (z.B. Waschen, Ankleiden, persönliche Hygiene).
- Chronisch fortschreitender Verlauf (Verschlechterung) mit Persönlichkeitsveränderungen bzw. Verhaltensauffälligkeiten.
- Verlegen von Gegenständen: Im Normalfall kann man versuchen Schritt für Schritt zurück zu verfolgen, wo und wann man das letzte Mal den Gegenstand hatte. Beim Bügeleisen in der Tiefkühltruhe sollte man sich Gedanken machen.
- Probleme bei der Beurteilung von Situationen: Beispielsweise zum Wetter passende Kleidung.
- Unfähigkeit Lösungen zu finden
- Kurzzeitgedächtnis geht verloren
- Wiederholung der gleichen Geschichten
- Mangel an Antrieb und Initiative
- Sozialer Rückzug: Selbstzweifel und Versagensängste.
3) Wie häufig ist Demenz?
Laut einer Schätzung der WHO gibt es weltweit fast 50 Millionen Menschen, die von Demenz betroffen sind.
In Österreich leben laut aktuellen Schätzungen 115.000 bis 130.000 Menschen mit einer Form von Demenz.
Die Häufigkeit ist altersabhängig:
Aufgrund des wachsenden Anteils alter Menschen wird sich die Anzahl der an Demenz Erkrankten bis zum Jahr 2050 verdoppeln.
Das steigende Alter gilt daher als Hauptrisikofaktor für Demenz.
Der Anteil der Demenz-Betroffenen in der jeweiligen Altersgruppe erhöht sich ab einem Alter von über 60 Jahren exponentiell:
In der Altersgruppe der 65-70-Jährigen:
5 von 1.000 Personen.
In der Altersgruppe der 85-Jährigen und Älteren:
60 bis 80 von 1.000 Personen.
In der Altersgruppe der über 90-Jährigen:
300 von 1.000 Menschen.
Die meisten älteren Demenzpatientinnen und -patienten (rund zwei Drittel) leiden an der Alzheimer-Krankheit.
4) Demenzformen:
A) Primäre Demenz:
Degenerative Erkrankung des Gehirns.
- Alzheimer Krankheit: Ca. 60% (Alzheimer-Plaques Ablagerungen im Gehirn):
- Lewy-Körperchen-Erkrankung: Ca. 10-15% (Zusätzlich Lewy-Körperchen/Eiweißablagerungen in den Nervenzellen der Großhirmrinde):
- Demenz bei Parkinson:
- Vaskuläre Demenz: Ca. 10-15% aller Demenzen (Schädigung der Gefäße im Gehirn führen zu langfristigen Durchblutungsstörungen im Gehirn. Menschen, mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck (Hypertonie) haben ein erhöhtes Risiko für Veränderungen der kleinen Blutgefäße im Gehirn. Vaskuläre Demenzen können als Folge eines Schlaganfalles oder mehrerer kleiner Schlaganfälle auftreten.
- Demenz bei frontotemporaler Lobärdegeneration (FTD): (ca. fünf Prozent). Die Fronto-temporale Demenz betrifft eher jüngere Patientinnen/Patienten (um das 50. Lebensjahr). Die Ursache dieser Demenz beruht auf der Schrumpfung des Stirnlappens bzw. der Schläfenlappen. Typische Symptome sind v.a. eine Wesensveränderung und eine Störung der Verarbeitung von Emotionen. In manchen Fällen kann es zu einem isolierten, langsamen voranschreitenden Verlust der Sprache (Aphasie) kommen:
- Demenz bei Chorea Huntington:
https://www.netdoktor.at/krankheiten/chorea-huntington/#:~:text=Im%20weiteren%20Verlauf%20der%20Chorea,auf%20die%20Hilfe%20anderer%20angewiesen.Oft treten Mischformen auf.
B) Sekundäre Demenz:
Demenz ist eine Begleiterscheinung einer anderen Grunderkrankung, keine krankhafte Veränderung des Gehirns.
Sie sind im Vergleich zu primären Demenz-Erkrankungen deutlich seltener.
Die Symptome der Demenz, vor allem das Leitsymptom der Vergesslichkeit, kann nach Besserung bzw. Heilung der eigentlichen Grunderkrankung eventuell wieder zurückgehen.
Beispiele für sekundäre Demenz-Symptome:
- Alkohol-Krankheit
- Vergiftungen z.B. durch Trichloräthylen, Kohlenmonoxid oder Schwermetalle,
- unerwünschte Medikamentenwirkungen (Wechselwirkungen, Überdosierungen),
- mangelnde Ernährung (z.B. Vitamin- oder Eisenmangel) oder mangelnde Flüssigkeitszufuhr,
- Infektionen und Entzündungen mit hohem Fieber,
- Organerkrankungen (z.B. Gefäß- oder Herzerkrankungen, Schilddrüsenhormonstörung bzw. Unterfunktion der Schilddrüse mit Schilddrüsenhormonmangel, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse),
- Epilepsie,
- multiple Sklerose,
- Neurosyphilis,
- Gehirnentzündung (Enzephalitis),
- Hirntumor,
- Gehirnerschütterung, Schädel-Hirn-Trauma,
- psychische Ursachen (Angst, Depression, Trauer, Einsamkeit, geistige Inaktivität) sowie
- soziale Ursachen (Pensionierung, Konflikte, Vereinsamung, Ablehnung, lang anhaltender Stress).
ACHTUNG: Bei Demenz liegt keine Bewusstseinstörung vor!
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